Über Felix Haspel 

Der Künstler Felix Haspel ist akademischer Maler, Skulpteur, Aquarellist und Tapisserieweber. Er lehrte über 25 Jahre im Bereich Textilkunst als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Felix Haspel beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit Wüstengebieten und bereiste ausführlich die Länder Nordafrikas und die Wüste in Nord-Indien. Das Wahrnehmen und Verarbeiten der Töne, Gerüche, Licht- und Farbnuancen dieser Landschaftsformen spiegeln sich im gesamten künstlerischen Schaffen des Künstlers wider. Ob Tapisserie, Skulptur, Aquarell oder Landart-Installation, die Thematik dieser archaischen, oft unbesiedelten und von Zivilisationsspuren freien Landschaftsform durchzieht alle künstlerischen Positionen des Künstlers. 

 

Tapisserie 

Felix Haspel ist ein Textilkünstler. Neben dem Weben von Tapisserien konzipiert und realisiert er auch Stein- und Eisenskulpturen und behauptet von sich dennoch, Textilkünstler zu sein.

Felix Haspel, heute einer der führenden Textilkünstler Österreichs, findet im Weben –für ihn Malerei mit Wolle – eine künstlerische Sprache, die für sein künstlerisches Schaffen eine geeignete Projektionsfläche bietet. Er wusste von Anbeginn an, dass Wolle, die in ihrer Leuchtkraft mit den Aquarellfarben verwandt ist, genau das Material ist, mit dem er vorerst arbeiten wollte. 

Für Felix Haspel war immer klar, dass die tatsächliche „malerische“ Arbeit erst am Webstuhl stattfindet. Sein Weben am Webstuhl ist immer Malerei geblieben, eben mit Wolle anstatt mit Pinsel und Farbe. Der Entwurf für die Tapisserie ist die Grundlage für das im Arbeitsprozess des Webens neu entstehende Bild am Webstuhl.
Die Wolle, ein äußerst sensibles Material mit extrem hoher Leuchtkraft, ermöglicht das Erreichen lebendiger, leuchtender, ja geradezu vibrierender Flächengestaltungen. Die Webfäden werden aus oftmals bis zu zehn verschiedenen, vom Künstler selbst gefärbten dünnen Wollfäden zusammengestellt. Diese alte gotische Technik basiert auf uralten Webtechniken wie etwa der etruskischen Kelimtechnik und wird mit drei bis zehn Kettfäden pro Zentimeter gewebt. Sie bietet auf Grund der Feinheit des Gewebes und der nahezu unendlichen Anzahl an Mischmöglichkeiten zwischen den Tausenden Farben dem Künstler die Möglichkeit, in virtuoser Weise fast jede denkbare Farbe und Oberfläche zu erreichen. 

Trotz der Tatsache, dass Haspel in mehreren unterschiedlichen künstlerischen Techniken seine Projekte realisiert, bleibt die Weberei, neben der skulpturellen, malerischen und grafischen Position seiner Arbeit, bis zum heutigen Tag ein wichtiges Ausdrucksmittel seines künstlerischen Schaffens. 

Textile Aspekte spiegeln sich vor allem auch in den Skulpturen Felix Haspels wider. 

 

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Skulpturen

Felix Haspel ist ein Skulpteur, der bei seinem Zentralthema der Rekontextualisierung von Artefakten menschlichen Wirkens in seiner Arbeit an Eisen- und Steinskulpturen textile Elemente als Ausdrucksmittel verwendet. In der Skulptur wird der textile Aspekt über die textile Form erreicht, bei der Tapisserie hingegen über das Material.

Felix Haspel beschäftigt sich bei den skulpturellen Arbeiten mit den Ausformungen, die durch bestimmte Zwänge entstehen. Er thematisiert die Auswirkung von äußeren Zwängen auf das Individuum und dem daraus entstehenden Druck und Gegendruck. Die Folgewirkung auf die innere Entwicklung Individuums wird durch das Phänomen dargestellt, dass Raum-Nehmen auch gleichzeitig Raum-Geben ist. 
Dazu verwendet Felix Haspel Fundstücke und Artefakte des täglichen Lebens  in einem neuen Kontext. Die formale Reflexion der beigefügten Artefakte dient dabei dem Künstler als Ausdrucksfeld. Versatzstücke der Zivilisation, die oftmals ihrem einstigen Zweck entwachsen und somit für die Gesellschaft wertlos geworden sind, bergen für den Künstler Felix Haspel neue Möglichkeiten. Gegenstände, die in der normalen Gesellschaft bereits Wegwerfstatus haben, werden aus ihrem ursprünglichen Bedeutungszusammenhang gelöst. Der Künstler verleiht ihnen durch eine Rekontextualisierung ein neues Leben. 

Rost, Symbol des Vergehens und des ewigen Kreislaufes, der in der heutigen gesellschaftlichen Bewertung fast immer negativ besetzt ist, findet sich als Element und Qualität immer wieder in Haspels Arbeiten.

Mit Hilfe textiler Gussformen in Kombination mit den Fundstücken des täglichen Lebens wird dem Werkstoff (Gussbeton, weißer Zement, Quarzsand und gemahlener Sandstein) eine bestimmte Formgebung aufgezwungen. Dabei wird gleichzeitig aber genug Freiraum gelassen, so dass der Werkstoff spontan verfließen und sich formen kann. Diese spontane Selbstformung im Moment des Eingießens der Sandstein-Beton-Mischung in die textile Gussform führt zu einer individuellen, nur durch die zuvor vom Künstler festgelegten Formelemente vorgegebenen Gestalt. Hier ist für den Künstler die Gelegenheit, im Gegenspiel zur Selbstformung aktiv formend einzugreifen.

Ebenso wie bei den durch textile Gussformen hergestellten Kunststeinen als Gestaltungselement erzeugt Felix Haspel Eisenelemente durch geformte Eisenteile. Die Eisenelemente werden durch Schmieden, Pressen und auch Aufblasen geformt. Hier werden mit großer Hitze und hohem Pressdruck bis zu 600 Tonnen die Faltungen und Formen textilen Charakters erzeugt.  

Ein weiterer Aspekt fasziniert den Künstler: die unendliche Abfolge von menschlicher Energiezuwendung in der Vergangenheit an den verwendeten Materialen, bis es zu dieser nunmehrigen Form der in den Skulpturen eingebrachten Artefakten kommt. Als letztes Glied der Energie- und Bedeutungskette setzt der Künstler einen vorerst letzten Impuls.

 

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Lichtobjekte 

Für spezielle Ausstattungsobjekte (z.B. Restaurants) konzipiert der Künstler Felix Haspel Lichtobjekte und fertigt sie an.

Unter Verwendung von Glasfaser-Lichtleiterkabeln, LED Leuchtquellen, Metall, Glas und Kunststoffen werden raum- und objektbezogene Auftragsarbeiten entworfen und hergestellt. Auch hier ist neben dem Licht der textile Aspekt oftmals im Vordergrund. Es werden Glasfaser-Lichtleiterkabeln geflochten, erhitztes Glas gefaltet und gebogen und Metallteile ineinander verwoben. Dabei arbeitet der Künstler besonders die textilen Aspekte und Möglichkeiten heraus.

Wie in den Aquarellen fließen hier Elemente, Ebenen und unterschiedliche Materialien unter Einbeziehung des Lichts als verbindende und sichtbare Energie in einem fast landschaftlichen Rhythmus ineinander.

 

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Aquarelle 

Der Maler Felix Haspel lässt Farben und Gedanken in einem wechselseitigen Spiel fließen und macht sie so für den Betrachter sichtbar. 

Bei den Aquarellen Felix Haspels stehen oft seine zahlreichen Reisen in die Wüsten Nordafrikas und anderer Wüstengebiete als Inspiration im Hintergrund. Bei diesen Arbeiten versucht Felix Haspel, den Farben, dem Licht, dem Rhythmus und der Melodie der Landschaften nachzuspüren. Die Wüste mit ihren ganz speziellen Farb- und Lichtwirkungen fasziniert und inspiriert ihn gleichermaßen. 

Kleinere skizzenhafte Arbeiten entstehen direkt während des Reisens in der Wüste. Größere Arbeiten entstehen im Atelier in Wien. Haspel lässt bei dieser spontanen Maltechnik das innere Empfinden nach außen fließen, wobei der Gedankenfluss oft dem Farbfluss beim Arbeiten am Aquarell sehr nahe ist. 

Die Bilder, die der Künstler malt, sind keine Abbildungen tatsächlich vorhandener Landschaften, sondern sind stellvertretende innere Bilder von Landschaften, wie sie existieren könnten oder vielleicht auch irgendwo tatsächlich existieren. Ein Sukkus des bis dahin Erlebten, Erschauten, Erspürten und Erfahrenen.
Bilder, die weniger auf die Geologie der Landschaft als auf die Dramatik, wie sie der Betrachter empfindet, abzielen. Bild-gewordene Gedanken, die der Künstler aus seinen Reisen mitgebracht hat. 

Im Gegensatz zu den anderen Disziplinen des Künstlers – wie der Tapisserie, wo im Entwurf planerisch vorgegangen wird und in der Realisierung mit viel Durchhaltevermögen über Monate hinweg Gedanken manifestiert werden, oder der Skulptur, bei der Spontaneität auch nur in einzelnen Arbeitsphasen möglich ist – ist das Aquarell ein impulsives direktes Arbeiten. Das Unmittelbare zwischen Denken und Tun, zwischen den Erinnerungen und dem Ausdruck, ohne den eigenen korrektiven Einfluss wirken zu lassen, findet seinen Ausdruck in diesen Arbeiten. Hier kann der Künstler mit der Farbe und dem Pinsel eins werden und seinen Gedanken  unmittelbar Gestalt verleihen. 

 

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Landart 

Es gibt keinen anderen Ort der Welt, an dem die Wahrnehmung so geschärft wird, wie in Wüstenlandschaften. Sie sind ein zentraler Ort für den Künstler. Hier ist die Heimat des Augenblicks.

Felix Haspel: „Wenn wir einen Stein in die Hand nehmen, tun wir dies wie der Homo Sapiens vor rund 200.000 Jahren. Nur: Wir bringen unser Wissen, unsere Philosophien, unsere kulturellen Prägungen mit. Trotzdem spüren wir noch deutlich, wie uns der Stein verändert, nachdem wir ihn aufgehoben haben. Und die Welt ist nicht mehr die, die sie war, bevor wir den Stein aufgehoben haben. In allen Kulturen ist die Sprache der Zeichen und Symboliken im Dialog mit der Natur entstanden – und in genau jene archaischen Prozesse taucht man ein, wenn man einer so gewaltigen Naturlandschaft gewärtig wird wie zum Beispiel der Sahara. Mit den ersten überlieferten Zeichnungen und Ritzungen begann der Mensch, ein kollektives Gedächtnis zu entwickeln – und Künstler beteiligen sich an dieser Gedächtnisarbeit.“
Einsame Gebiete wie Wüstenlandschaften zu bereisen bedeutet für Felix Haspel, sich der Konfrontation mit der lebensfeindlichen Umgebung auszuliefern und mit den unbezwingbaren Elementen in einen Dialog zu treten. Die Weite und die Unendlichkeit der Wüste wirken auf das kreative Schaffen des Künstlers somit direkt und indirekt zurück. Das innere Erleben künstlerisch auszudrücken liegt für Haspel nirgendwo näher als hier, denn es ist der Augenblick, der zählt, wenn man einen kreativen Prozess durchlebt. Die Kraft kreativen Schaffens liegt oft im Mut, dem Augenblick die höchste Bedeutung beizumessen. Die Wahrnehmung einer unspektakulären Bodenunebenheit wird bei künstlerischer Sensibilität so zu einer Bruchlinie zwischen Gestern und Heute, zwischen Elementen und Gefühlen. Wenn man als Künstler das erste Mal in die Wüste fährt, sieht man Vieles nicht, ist bloß überwältigt von der Größe, der Tiefe des Eindrucks, der Faszination der eigenen Ameisen-Existenz. Später wagt man allmählich, erste Verbindungen zu knüpfen und sich die Landschaft vorsichtig anzueignen. Die Wüste eignet sich als Projektionsfläche künstlerischer Gedanken und Gefühle. Inspirationen am Wegesrand, mit denen man nicht rechnen konnte, fordern Auge, Scharfsinn und Empfindsamkeit immer wieder erneut heraus. Zwischen Künstler und Umgebung entsteht so eine spannungsgeladene, gleichwohl aber auf Zusammenklang gerichtete Beziehung.

Felix Haspel realisierte zahlreiche Landart-Projekte in den Wüsten Nordafrikas.